Aarewasser zum Heizen und Kühlen
Bürgerspital Solothurn setzt auf eine ökologische Lösung
Seit einem Jahr nutzt das Bürgerspital Solothurn Aarewasser zum Heizen und Kühlen. Wir haben nach ersten Erfahrungswerten gefragt.
René Gürber hat sich mit Yannick Muhmenthaler, dem Leiter Technik des Bürgerspitals Solothurn, zur Aarewassernutzung ausgetauscht. Seit einem Jahr sind die gebäudetechnischen Anlagen vom Neubau des Haus 1 nun in Betrieb. Die Realisierung der Aarewassernutzung erfolgte im Rahmen des Bürgerspital-Neubaus in Solothurn. Mit einer Kälte- und Wärmezentrale sollte für die Raumklimatisierung und die Kühlung der Medizingeräte gesorgt werden.
Potenzial erneuerbarer Energien
Die Nutzung von See- und Flusswasser als Wärme- und Kältequelle stellt ein ausserordentliches Potenzial an erneuerbarer und CO2-neutraler Energie dar. Sie ermöglicht eine natürliche Wärme- und Kälteversorgung. In Zukunft wird die See- und Flusswassernutzung in der Schweiz immer mehr an Bedeutung gewinnen, besonders in städtischen Gebieten. eicher+pauli konnte bereits einige spannende Projekte mit diesem erneuerbaren Energieträger umsetzen.
Aarewassernutzung für das ganze Areal
Neben dem Neubau des Bürgerspitals Solothurn, wurde die Nutzung von Aarewasser in einem separaten Bauprojekt erarbeitet. Das ganze Areal, also Neubau sowie bestehende Gebäude, sollte mit der Wärme und Kälte durch das Flusswasser versorgt werden. Der Bau der beiden Projekte wurde zeitlich aneinander angeglichen. Im energetischen Konzept war für die Wärmeversorgung primär die Abwärmenutzung ab den Kälteanlagen und Fernwärme vorgesehen. Hier wurde der Einsatz von Wärmepumpen geplant, die mit Aarewasser betrieben werden. Das klare Ziel dabei: den Neubau so weit wie möglich mit Aarewasser kühlen und die Wärme- und Kältebedürfnisse des bestehenden Areals grösstmöglich sicherzustellen. Das konnte erfolgreich umgesetzt werden.
Betriebserfahrungen Aarewassernutzung
Yannick Muhmenthaler ist «sehr zufrieden mit den Anlagen. Konnten wir doch bis jetzt mit einem stabilen und störungsarmen Betrieb rechnen. Wir wissen noch nicht, wie die Anlage sich unter Volllastbedingung sowie bei sehr kalter Winterperiode bzw. heisser Sommerperiode verhält.»
Für einen störungsfreien Betrieb der Anlage muss eine periodische Reinigung und Unterhalt durchgeführt werden. Yannick Muhmenthaler erklärt dazu: «Unser Reinigungszyklus hat sich bis jetzt bestens bewährt. Wir reinigen das Becken (Reservoir) zweimal im Jahr, jeweils im Frühling und Herbst. Bei den ersten Reinigungszyklen war das Amt für Jagd und Fischerei anwesend zur Kontrolle wegen Fremdkrebsen im Becken. Die Fassung in der Aare selbst wird monatlich gereinigt. Die Reinigung ist relativ einfach vom Ufer aus möglich mittels Bürsten. Die Ablagerungen sind grösstenteils Algen, welche den Zulauf schliessen. Die Umformer haben wir bis jetzt noch nie gereinigt. Die Reinigung ist für im kommenden Jahr eingeplant. Die spezielle Flusswasser-Filteranlage macht ihren Dienst einwandfrei.»
Flusswassernutzung bei Hochwasser
Im Juli 2021 gab es einen Hochpegelstand der Aare. Er «hat unsere Anlage nicht beeinflusst und daher war der Betrieb ohne Veränderung gegenüber dem Normalstand der Aare, und das Ganze ohne Störungen. Jedoch erwarten wir mehr Ablagerungen und Verschmutzung im Becken für die kommende Reinigungsperiode im Herbst.»
Herausforderungen
Herausforderungen, so Yannick Muhmenthaler, gebe es keine direkten, da die Anlage automatisch und ohne Störungen liefe. Und das auch dank der guten Schulung und Instruktion bei der Übergabe der Anlage, bei der die eigene Mannschaft bereits alle Arbeitsschritte selbst durchführte. Aus heutiger Sicht wäre nur das Reinigungsverfahren des Beckens zu optimieren. Mit einer einfacheren Lösung wäre die Reinigung leichter durchzuführen.
Als Energie- und Gebäudetechnikplaner sind wir stolz, bei einem solch richtungsweisenden ökologischen Grossprojekts mit Aarewassernutzung zur Kühlung und Heizung dabei gewesen zu sein. René Gürber dankt Yannick Muhmenthaler für das Interview und auch der ganzen soH+ und dem HBA Solothurn für die gute und spannende Zusammenarbeit für dieses Leuchtturmprojekt!
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